10.02.2021 - Fasnachtsrückblick mit AHV Ernst Bruggmann
Ernst und Ida Bruggmann regierten 1984 die Surseer Fasnacht als Heinipaar. Mit zwei Monaten dauerte die Fasnacht aussergewöhnlich lang. Noch heute sind die beiden aktiv in der Zunft Heini von Uri Sursee dabei.
«Die vielen Begegnungen, die Gespräche und die Geselligkeit bleiben mir in bester Erinnerung von meinem Heinivater-Jahr», sagt Altheinivater Ernst Bruggmann heute. Seine Ida ergänzt: «Unvergesslich war, wie wir wie abgehoben durch die Fasnacht schwebten und uns von der Zunft getragen fühlten.»
Bereits 1956 Heinikind
Eines Abends im Herbst 1983 betrat Altheinivater Toni Sidler die Confiserie Bruggmann (heute Thai-Restaurant) in der Unterstadt. Was möchte er hier, dachte Ernst. Du bist der nächste Heinivater, erklärte ihm der Zunftmeister. Am 7. Januar 1984 war dann der grosse Tag des Konditor-Confiseurs Ernst Bruggmann, nachdem er bereits 1956 Heinikind war, 1968 heiratete und 1969 der Zunft Heini von Uri beitrat.
Um 17.30 Uhr kam die Zunft im Hotel Löwen (heute «Malou») im Säli zum Dreikönigsbot zusammen. Fünf Viertelstunden später gab es einen kleinen Imbiss, und die traditionellen Plaketten wurden abgegeben. Punkt 20.10 Uhr startete der Fackelzug, der von der Zunftstube via Badstrasse, Luzernstrasse und Münsterplatz in die Oberstadt führte und auf dem Rathausplatz endete.
Nach der Inthronisation getanzt
Heinivater Ernst Bruggmann grüsste vom Rathausbalkon. Danach dislozierte die Heinifamilie mit der Zunft, Angehörigen, Zunftfreunden und Behörden ins Hotel Schwanen (heute «Caruso»). Hier wurde Franz Marti abgesetzt und Ernst Bruggmann feierlich inthronisiert. Nachher spielte das «Duo Colomba» zum Tanz auf.
Zum ersten Mal seit fünf Jahren war mit Ernst Bruggmann wieder ein «Surseer Altstädter» Heinivater, der zudem den Jodelclub Sursee, in dessen Reihen Ernst noch immer ist, stolz machte. Wegen seines Berufs versprachen sich viele eine «süsse» Fasnacht.
Fasnacht statt Skilager
«Wir schlossen wegen der Inthronisation erstmals unser Café am Samstagabend», erinnert sich Ida. Ernst erzählt, dass ihre beiden Kinder bis zur Inthronisation nichts wussten. «Sie waren eigentlich angemeldet fürs Skilager.» Wegen der Fasnacht hätten sie dann nicht in die Berge fahren können, seien aber mit bleibenden Erlebnissen – zum Beispiel auf dem Heiniwagen am Umzug – mehr als entschädigt worden.
Der Heiniball führte die Zunft am 18. Februar erstmals ins Hotel Sursee. Das Motto hiess «Operettenzauber». «Dieses Motto wurde uns gegeben, es war aber ganz schön», sagt Ernst. Damals habe das Fasnachtsmotto nur für den Heiniball gegolten. Die beiden Mitmeister Hansruedi Steiner und Bruno Künzle dekorierten das Hotel. In der Kegelstube, im Restaurant und in der ersten Etage tanzten, feierten und genossen die Fasnächtler den Heiniball. Dem Hotel Sursee gelang die Premiere.
1. März: Schmutziger Donnerstag
Der Schmutzige Donnerstag fiel auf den 1. März. Nach der Chesslete besuchte die Zunft mit Heinivater Ernst Bruggmann das Alterszentrum St. Martin und das Brändi. Am Nachmittag war Kinderfasnacht und am Abend Maskenprämierung mit Narrenlaufen angesagt. Einen eisig kalten und windigen Umzug erlebte die Zunft am Sonntag in Schlierbach. Die dortige Roggenzunft feierte gerade 20 Jahre.
Den krönenden Abschluss der Fasnacht bilden nach wie vor der grosse Umzug und das Böögverbrennen am Abend. «Es lag Schnee auf den Strassen, aber die Sonne strahlte», sagt Ida. An die bunten Guuggenmusiken und den Wagen des Jodelclubs erinnert sich Ernst gerne. «Der eindrücklichste Moment war bei der Kurve am Untertor, wo das viele Volk stand.» 29 Nummern bestaunte das zahlreich anwesende Volk. Der Böögg stellte eine Hexe dar, was einige aus fehlendem Verständnis der Narrenfreiheit als «Hexenverbrennung» interpretierten.
Stromausfall am 11.11.
Das Heinipaar besitzt im Jahresverlauf das Privileg, am Gansabhauet in der ersten Reihe sitzen zu dürfen. Die Bruggmanns hatten es aber an diesem Tag im Café immer sehr streng, schliesslich stand es fast mitten im Geschehen. Und so musste Ida am 11. November 1984 das Café hüten. «Plötzlich hatten wir einen Stromausfall», erzählt sie. Am Abend konnte sie glücklicherweise am offiziellen Gansessen teilnehmen. Der Heinivater ist üblicherweise für das Unterhaltungsprogramm an diesem Abend zuständig. Ernst fragte «seine» Jodler an, die jedoch aus Terminkollisionen absagen mussten. Stattdessen trat Hilda Joos mit Wiener Liedern auf. «Wir erlebten einen wunderbaren Abend», schwelgt Ida. Ernst ergänzt: «Seit wir 2006 pensioniert sind, besuchen wir den Gansabhauet immer. Wir haben Nachholbedarf.»