17.02.2021 - Rückblick AHV Bruno Künzle
«Man gibt viel, bekommt aber das Doppelte zurück», sagt unser Altheinivater Bruno Künzle. Er bildete zusammen mit Heidy 1988 das Heinipaar. Der Ur-Schenkoner erlebte Tausende von schönen Momenten und war 25 Jahre lang unser Stubenmeister.
Von jüngsten Kindsbeinen an lernte Bruno Künzle die Bauernfasnacht mit den bekannten Fasnachtskostümen aus Stroh im damals praktisch vollkommen landwirtschaftlich geprägten Schenkon kennen. «Voll verkleidete Gruppen zogen von Hof zu Hof und hatten es lustig», erklärt der Posthalter-Sohn. Zu Hause – sozusagen im Postbüro – war auch eine der Bauernfasnacht-Stationen.
Diese guten Erinnerungen führten den Sanitärplaner, der zuerst bei Paul Hafner und später lange Zeit als Reparaturchef sowie Sicherheitsbeauftragter im Spital Sursee arbeitete, 1976 zur Zunft Heini von Uri Sursee.
In den ersten Jahren amtierte er als einsatzfreudiger «Chef Heiniballdekoration». «Zusammen mit Hansruedi Steiner, dem späteren «Snäcki»-Wirt, investierte ich viel Zeit für die Dekorationen», sagt Bruno. Er rechnet mit jeweils 300 Einsatzstunden pro Person und Ball. Ihre beiden Frauen halfen stets mit.
Das Fasnachtsmotto bestimmt
An den Heiniball 1980 unter dem Motto «Piratenball» im Jahr von Heinivater Bruno Casserini kann er sich besonders gut erinnern. «Das Bellevue verwandelten wir in ein Piratenschiff mit Rumpf, Masten, Piratenbaum und Bildern von See-schlachten.» Damals sei es übrigens üblich gewesen, dass er, Hansruedi Steiner und ihre beiden Frauen das Motto des Heiniballs bestimmten. «Immer spätestens am 1. November mussten wir das Motto bekannt geben.»
1988 durfte Bruno Künzle dann als Heinivater die Soorser Fasnacht regieren. «Wir diskutierten noch, ob es für Tobias nicht zu früh sei. Er war ja erst 3-jährig, aber ein pflegeleichtes Kind», erzählt Heidy Künzle. Wir wagen es, sagten sie sich. Nach der Inthronisation im Rathaus kochte der Heinivater im Haus der Schwiegereltern in Sursee die Mehlsuppe eigenhändig. Heidy erinnert sich: «Wir zählten 120 Chacheli. Neben der Zunft waren auch die Guggsurruugger und die Schtriegou-Rätscher-Zunft aus Schenkon bei uns Gast.»
1001 Nacht am Heiniball
Der Mond und die Sterne wollten es so, dass 1988 die Fasnacht exakt auf dieselben Tage wie 2021 fielen und deshalb relativ kurz war. Der Heiniball stand am 23. Januar unter dem Motto «1001 Nacht». Viele Verschleierte – wie heute – tummelten sich im Hotel Sursee. Natürlich legte Bruno Künzle bei «seinem» Heiniball selber Hand an.
Am traditionellen Besuch der Zunft Heini von Uri bei den Kapuzinern durfte die ganze Heinifamilie dabei sein. Das Heinipaar sass gerade unter dem grossen Kreuz. «Du, wer hat den da hinten angenagelt?», fragte Heinikind Tobias den Guardian mitten im geselligen Treiben. Mit selber gebackenen «Schenkeli» und «Meitschibei» aus der Kapzinerküche klang der Nachmittag bei gutem Wein aus.
Dank Coiffeur Joos stilsicher
Heinimamme Heidy trug für jeden Anlass ein anderes Kleid, das sie bei verschiedenen Kostümverleihen auslieh. «Eine Stunde vor einem Anlass ging ich zu Coiffeur Joos. Annelies und Willi Joos machten mich stilsicher zwäg und suchten eine passende Perücke aus.» Sie sei dann jeweils total relaxt gewesen und habe sich verwöhnen lassen.
Die in Sursee als langjährige Turnerin bekannte Heidy Künzle hält noch heute sehr viel von der Zunft: «Sie ist wie eine zweite Familie. Als Frau musst du nicht mitmachen, du darfst aber», erklärt sie. Und das tat und tut sie immer noch. «Ich identifiziere mich mit der Zunft.»
Sommerlich am 16. Februar
Am Umzug vom 16. Februar 1988 herrschte strahlendes und heisses Wetter. Bruno verrät: «Beim Polizeiposten verfolgte ich den Start des Umzugs im Narr, Unterhosen, Socken und Schuhen.» Er holte sich beinahe einen Sonnenbrand. Die Orangenschlacht nach dem Umzug im Städtli zählt er zu einem der Höhepunkte der Fasnacht 1988. Beim Bööggverbrennen passierte dann noch ein kleines Malheur: Das Kleid von Heinimamme Heidy (sie trat als Csàrdàsfürstin auf) fing ein Brandloch ein.
Dankeschön als Stubenmeister
Nach dem Heinivater-Jahr blieb unser Altheinivater Bruno aktiv. Als Nachfolger von Altheinivater Hans Lerch wurde er 1990 Stubenmeister. 25 Jahre lang übte er dieses Amt, das ihn dem Zunftrat erhalten bleiben liess, aus. «Dieser schöne Job gefiel mir, obwohl er aufwendig war. Ich kochte schon immer gerne und lernte viele Leute kennen.» Er verstand seine Zusage auch als Dankeschön an die Zunft.
An 30 bis 40 Anlässen im Jahr wirtete er damals mit seiner Frau Heidy. Bundesräte und Unternehmer, aber auch «einfachere Leute» gaben sich in der Zunftstube im Diebenturm die Klinke in die Hand. Zuerst hatte Heidy Bedenken: «Ich bin ja keine Serviertochter, aber die Leute waren immer anständig, positiv und dankbar.»
Viel geben, doppelt ernten
Ein Vierteljahrhundert Stubenmeister ist eine wahnsinnig lange Zeit. «Wir diskutierten früher, ob wir selber eine Beiz aufmachen sollen. Der Stubenmeister war dann wie ein Ersatz dafür», meint Bruno und ergänzt: «Man gibt viel, bekommt aber das Doppelte zurück.» Manche Freundschaften fürs Leben entstanden, das Zusammengehörigkeitsgefühl war gross, und miteinander erreichte die Zunft Heini von Uri mit Bruno und Heidy Künzle viel.